Klaus Neuser

 

neuser@klaus-neuser.de

Nicht Werbung. Nicht PR. Haltung und  Unterhaltung.  (Beispielblogs.)

Kommt ein Roboter zum Arzt ...

 

Wir alle müssen jetzt ganz stark sein: polnische, japanische und amerikanische Wissenschaftler arbeiten an der Fähigkeit Künstlicher Intelligenz (KI), Scherze zu machen. Nicht nur der reine Forschergeist steckt dahinter, sondern auch ein komisches Konzept von Unternehmen wie Apple und Amazon: wenn Siri und Alexa lernen, einen guten Witz zu machen, werden sie insgesamt sympathischer. Und häufiger genutzt. Um diese Ziele zu erreichen, muss die KI spontan scherzen können und Spielarten wie Ironie, Timing, rhetorische Sprachfiguren oder absurde Intervention beherrschen. Schön wär’s.

 

Ganz anders natürlich beim reinen Witze-Erzählen. Hier könnten Millionen programmierte Witze, geordnet nach Themen, Sachgebieten und verbalen Anknüpfungspunkten den User zum Lachen bringen. Es käme also so eine Art Fips Asmussen-Software zum Einsatz. Kenn’ se den? 

 

Zum Eingewöhnen ein Brüller, erfunden von ‚Data‘, einer koboldförmigen KI, programmiert von Heather Knight, Assistenzprofessorin für Robotik an der Oregon State University.

 

Ein Arzt sagt zu seinem Patienten: "Ich habe eine schlechte und eine schlechtere  Nachricht. Die schlechte Nachricht ist, dass Sie nur noch 24 Stunden zu leben haben."

Darauf der Mann: "Das ist schrecklich! Welche Nachricht könnte noch schlechter sein?"

Der Arzt antwortet: "Ich versuche seit gestern, Sie zu erreichen.“

 

Wer darüber lachen kann, sieht einer fröhlichen Zukunft entgegen. Lachmuskelkater und Zwerchfellentzündungen werden die Volkskrankheiten der Zukunft. Unsere Computer werden die neuen Hofnarren. Der iJoke von Apple wird die Funtech der kommenden Jahrzehnte. Schönheitschirurgen operieren feststehende Lächeln in Gesichter. Say cheeeeeese.

Sind ziemlich frech, die Dänen.

 

Zunächst muss man sich klar machen, dass Deutschland 8,3 mal so groß ist wie

Dänemark (wenn man Grönland nicht mitzählt, aber warum sollte man?). Unser BIP ist 11,4

mal so groß wie das dänische. Kein Wunder, wir sind ja auch 14,3 mal so viele. Und: wir

sind 969 Jahre jünger (und dynamischer).

 

Viele, gute Gründe für eine gewisse höfliche, dänische Zurückhaltung. Eigentlich. Aber eine

Geschichte, die sich in diesen Tagen in Berlin abspielte, kündet vom Gegenteil.

 

Klaus Vitt, CIO, also Beauftragter der Bundesregierung für Informationstechnik und Staatssekretär im Bundesinnenministerium (BMI) - wer kennt ihn nicht - hat in einem feierlichen Staatsakt durch Drücken eines Touchpoints auf seinem Tablet die ZRE gestartet. Wer bei ZRE fragend die Augenbrauen hebt, muss wissen, dass dies der offizielle Kosename für die Zentrale Rechnungsplattform des Bundes ist.

 

Ein Schritt nach vorne für Herrn Vitt, eine

Sprunginnovation für die deutsche Wirtschaft: ab 27. November empfängt und verarbeitet

die Bundesverwaltung Rechnungen digital. Nachgeordnete Behörden folgen im nächsten

Jahr. Und in zwei Jahren werden Rechnungen auf Papier nicht mehr angenommen,geschweige denn bearbeitet oder gar bezahlt.

 

Hier wird beispielhaft eine Europäische

Richtlinie aus dem Frühjahr 2014 umgesetzt und vollendet. Danke, Herr Vitt.

 

Und die Dänen? Gähnen nur und merken in Form von Lars Frelle-Petersen, dem Geschäftsführer des dänischen Industrieverbandes vorlaut und stimmungsvergiftend an: Herzlichen Glückwunsch, bei uns ist das seit 2005 obligatorisch.

 

Für die korrekte Einschätzung und abschließende Bewertung dieser "obligatorischen" Leistung sei noch einmal auf die Zahlen am Anfang des Textes hingewiesen. (Blog vom 5.12.2018)

Preiszeit.

 

Der Herbst ist die Zeit der Preise und Würdigungen. Nobelpreise, Buchpreise, Kunstpreise. Freundlicherweise denken wir Menschen beim Preisverleihen auch an unsere tierischen Freunde. So sind wir halt: führen die lieben Zeitgenossen im Klimawandel an den Rand Ihrer Existenz und zeichnen sie dort noch schnell mit wertvollen Preisen aus. Doch das nur nebenbei.

 

Taaaataaaa: Die Mikrobe des Jahres 2022 ist die Saccharomyces cerevisiae, vulgo: die Bäckerhefe.  

 

Preisträger der vergangenen Jahre: das Halobacterium salinarum. Falls Sie nicht wissen, was dieses Bakterium kann: kurz gesagt, ist es für die rosa Farbe der Flamingos verantwortlich. Die Sieger Bazille 2019, das Lactobacillus, ist verantwortlich für die aktuelle Nerd-Lieblingsspeise: Kimchi. Außerdem macht sie das Sauerkraut sauer, den Joghurt säuerlich und das Sauerteigbrot lecker. 

Womit wir nach Neuseeland schauen. Auch hier spielt das Lactobacillus eine wichtige Rolle, denn er macht aus dem etwas rundlichen, taubenartigen Vogel mit Namen Kereru einen flugmüden Alkoholiker, der häufig im Suff vom Ast kippt, auf dem er sitzt. Warum? Weil der Kereru eine unüberwindliche Vorliebe für gärendes Obst pflegt. 

 

Schon toll, wie alles zusammenhängt. 

Im Home Office mit Isaac Newton

 

Nein: ich werde nichts zum Thema Coronavirus schreiben. Aufgrund der literarischen Berühmtheit konzentriere ich mich auf das Yersinia pestis - ein gramnegatives, unbegeißeltes, sporenloses, fakultativ anaerobes Stäbchenbakterium, wie es Wikipedia zärtlich beschreibt. Vulgo: das Beulenpestbazillus.

 

Die durchaus unangenehmen Begleiterscheinungen einer Infektion mit der Beulenpest führten im Jahr 1665 dazu, das Issac Newton seinen Arbeitsplatz im Trinity College, Cambridge, verließ und sich für die nächsten zwei Jahre ins Home Office nach Woolthorpe zurückzog. In Ermangelung von Social Media, Streaming Angeboten und einem täglichen Business Insider, blieb ihm nichts anderes übrig, als über die Welt en gros und en détail nach zu denken.

 

Das Ergebnis: die Infinitesimalrechnung, die Theorie der Lichtbrechung und die Schwerkraft. Man muss allerdings festhalten, dass Newton zwei Jahre in Quarantäne war und nicht nur 14 Tage. Wer weiß, was mir alles in zwei Jahren ohne Internet einfallen würde…

 

Immerhin: schon am ersten Tag der aktuellen Home Office Phase dachte ich darüber nach, ob Fische regelmäßig Wasser trinken, so wie ich. Nachmittags dann versuchte ich die Navier-Stokes Gleichungen zu Strömungen, Wirbeln und Turbulenzen zu lösen, damit Vettel vor dem Karriereende noch einen Formel 1-Titel mit seinem Ferrari gewinnt. Zum Einschlafen zählte ich Primzahlen und beim Aufwachen fragte ich mich, was denn wohl genau beim Urknall geknallt hat.

 

Am Nachmittag des zweiten Tages dann kam ich zum Coronavirus. Es bleibt dabei: dazu schreibe ich nichts. Aber einen Gedanken hatte ich doch: lassen wir uns nicht anstecken von Panik, Angst und Hysterie. Nutzen wir wie Newton die Zeit, um unseren Gedanken nachzuhängen. Mit welchem Ziel auch immer. Es muss ja nicht jeder gleich die Schwerkraft neu erfinden. Interessant wäre auch, nach welchen Regeln menschliche Schönheit entsteht. (Business Insider, 2021)

Szenen einer Ehe.

 

Seit fast 20 Jahren gibt es G. in meinem Leben. Nicht sehr viel später habe ich mit G. eine ernste Beziehung angefangen, war begeistert und akzeptierte fortan, dass G. eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt. Es ist mittlerweile eine eheähnliche Gemeinschaft geworden (ich hatte ein paar mal was mit Y., aber immer nur kurz). Eigentlich war ich G. die meiste Zeit sehr treu. Soweit, so romantisch. 

 

Doch seit einiger Zeit macht G. mir Sorgen. Sie stellt versehentlich unsere gemeinsame Zukunft in Frage. Ja, es muss so deutlich formuliert werden. Denn G. hat angekündigt, zu wissen, was ich wissen will, bevor ich es selber weiss. Doll, aber das möchte ich nicht.

 

Ich möchte ein einzigartiger Liebhaber bleiben - sprunghaft, voller Überraschungen. Und ich möchte meine Beziehung mit G. immer wieder neu entdecken. Bloß kein ‚Ich habe Dir in Münster ein Hotel direkt neben einer Pizzeria gebucht, Du isst doch gerne italienisch’ oder ‚Die schwierigen Themen zur Kunsttheorie habe ich weggelassen, das verstehst Du sowieso nicht.‘ Das ist doch Bevormundung!

 

Und dann noch diese unselige Zusammenarbeit mit dem doofen Wortergänzungsprogramm, das immer nur Verwechselungen produziert…

 

Nein G., so nicht. Das könnte das Ende unserer Ehe werden. Ich will nichts von einer Besserwisser-Suchmaschine vorgesetzt bekommen, bloss weil es geht. Ich will selber fragen. Und weil ich akzeptiert habe, dass Du meine Daten sammelst, werde ich nicht akzeptieren, dass Du mich deshalb nicht mehr ausreden lässt, wenn ich eine Frage diktiere. Oder mit passenden Informationen überschüttest.

 

Obwohl es natürlich ganz lieb ist, dass Du in Münster … neben der Pizzeria … und das mit der Kunsttheorie auch. Ach Google…